1. Januar 2019 – Amritapuri, Kerala, Indien
Auszug aus der Neujahrsansprache von Mata Amritanandamayi (Amma)
Hier stehen wir wieder an der Schwelle zu einem neuen Jahr. Schon das Denken an das Neujahrsfest weckt Schwingungen von Hoffnung, Glück und Begeisterung. Mögen die Blumen des Friedens und der Freude in unseren Herzen erblühen!
Möge sich der Duft dieser Blumen durch unsere guten Taten auf der ganzen Welt verbreiten.
Im vergangenen Jahr hat die Welt viele Konflikte und Naturkatastrophen erlebt. Die jüngste Überschwemmung in Kerala hinterliess bei vielen Menschen Narben mit Erinnerungen an Not und Katastrophe. Es gibt jedoch eine Sache, an die wir uns erinnern müssen: Jede schwierige Lebenssituation gibt uns die Möglichkeit, Fehler zu korrigieren. Die Flut war eine Warnung - eine Botschaft. Seit geraumer Zeit nutzen wir die Natur für egoistische und kurzlebige Gewinne. Was wir sahen, war die bittere Folge davon. Lassen wir uns daher in diesem neuen Jahr vorankommen und mit mehr Elan daran arbeiten, die Harmonie der Natur zu schützen und wiederherzustellen. Wir können unsere Zukunft strahlender gestalten, indem wir der Weisheitsstimme der Natur Gehör schenken. Lasst uns auch hart arbeiten und tief beten, um die Liebe und Solidarität zwischen den Menschen und zwischen Nationen zu stärken. Sowohl Bemühungen als auch Gebete sind unsererseits notwendig.
Ohne der Verzweiflung zu erliegen, sollten wir unsere Herzen mit dem Licht der Hoffnung erleuchten. Neujahr ist eine Erinnerung an den Fluss der Zeit. Wie ein Schatten steht der Tod direkt hinter jedem von uns. Wir könnten das gemietete Haus unseres Körpers jederzeit räumen müssen. Bevor der Tod uns endgültig in Anspruch nimmt, haben wir viele Pflichten zu erfüllen. In dieser Nacht, wenn wir auf unsere Vergangenheit zurückblicken, sollten wir eine Bestandsaufnahme von uns machen. Mit Blick auf die Zukunft sollten wir positive Aktivitäten einleiten. Dies ist die Zeit, um feste Vorsätze zu fassen.
Bei der Geburt des neuen Jahres wünschen sich die Menschen gegenseitig "Frohes Neues Jahr". Die Wahrheit ist, dass das Glück nicht nur deshalb kommt, weil sich die Daten im Kalender geändert haben. Nur wenn positive Veränderungen in unsere Perspektive und unser Handeln einfliessen, werden wir Glück erleben.
In diesem neuen Jahr müssen wir uns einige wichtige Fragen stellen:
Fragen wir uns zuerst: "Mache ich auf dem spirituellen Weg stetige Fortschritte? Bin ich in meiner spirituellen Disziplin und Praxis standhaft? Oder habe ich mich verrannt?"
Zweitens: "Lebe ich für mich allein? Oder kann ich jeden Tag etwas - irgendetwas - selbstlos tun für andere?"
Drittens: "Bin ich in der Lage, Selbstbeherrschung und Reife jederzeit aufrechtzuerhalten? Oder verletze ich andere immer noch, weil ich von Wut, Eifersucht und anderen niedrigeren Emotionen überwältigt werde?"
Und schliesslich: "Kann ich zum Schutz der Umwelt beitragen und meinen Beitrag leisten?"
Je nachdem, welche Antworten wir auf diese Fragen geben, sollten wir bereit sein, uns selbst zu korrigieren und richtig zu handeln. Dies ist die Zeit, um konkrete Beschlüsse zu fassen und unermüdliche Anstrengungen zu unternehmen. Normalerweise fassen wir viele Neujahrsvorsätze, nur um sie nach ein paar Tagen wieder zu verwerfen. Wir finden immer den einen oder anderen Grund, um unseren Mangel an Beharrlichkeit zu rechtfertigen.
Alle unsere Handlungen sollten mit der Einstellung erfolgen, dass dieser Moment allein uns gehört; der nächste Moment liegt nicht in unseren Händen. Jede Handlung sollte mit Einsicht, Wachsamkeit, Begeisterung und einem Lächeln durchgeführt werden. Das Ziel des menschlichen Lebens ist die Verwirklichung Gottes, wobei wir verstehen, dass wir nicht von Gott getrennt sind. Ein Tropfen dieses Bewusstseins ist bereits in uns vorhanden. Was wir tun müssen, ist, dieses Bewusstsein zu erweitern und zu stärken. Wir sollten dieses Ziel nicht aus unserem Bewusstsein verlieren. Wir sollten unser menschliches Leben und diesen Körper für dieses Ziel nutzen.
Es ist die Liebe, die alles neu macht und ihm Lebendigkeit und Schönheit verleiht. Wir werden nur so viel Einzigartigkeit und Lebendigkeit in unserem Leben erfahren können, wie Liebe in uns ist. Wenn das Licht der Liebe nicht in uns gegenwärtig ist, dann werden wir auch in neuen Dingen nur die Dunkelheit erleben können. Wir sollten weitermachen und das Licht des Glaubens an dieser Kerze, die der Körper ist, anzünden.
Du wirst dich vielleicht fragen, wie du diese immense Dunkelheit mit dem Licht einer einzigen Kerze überwinden kannst. Denke nur daran, dass dieses Licht bei jedem Schritt mit uns vorankommen wird. In diesem Licht können auch andere Menschen im Gleichklang voranschreiten. Wir sollten die erforderlichen Bemühungen mit Selbstvertrauen anpacken. Wenn wir auf diese Weise vorankommen, werden wir letztendlich in der Lage sein, unser wahres Selbst zu verwirklichen. Wenn unser Verstand mit dem Licht der Liebe Gottes erfüllt ist, werden alle Erfahrungen - gute und schlechte - uns Glück bringen können. Wir werden nicht nur unsere Erfolge, sondern auch unsere Misserfolge feiern können.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, wie wir feiern können. Wir können das tun, was die meisten Menschen tun und die im Kalender markierten Feiertage feiern, Knallkörper entzünden, tanzen, singen und bestimmte Wünsche erfüllen. Oder wir können feiern, indem wir die Grösse und Schönheit Gottes in jedem Moment unseres Lebens erkennen. Der erste Weg ist rein äusserlich. Er ist nur ein kurzes Intervall der Freude inmitten zahlreicher Sorgen und Schmerzen. Wie ein Blitzstrahl am dunklen Himmel sind diese Glücksblitze kurzlebig und verschwinden, nachdem sie unser Leben kurz erhellt haben. Auf die zweite Weise ist die Feier ein kontinuierlicher Geisteszustand. Wahre Feierlichkeiten sind nicht etwas, das man gewinnen kann, wenn man einen trivialen Wunsch erfüllt. Es ist der letzte Schritt einer kontinuierlichen Vorbereitung. Wenn wir eine blühende Blume sehen, die im Wind schwankt und ihren Duft verbreitet, erkennen wir nicht, dass sie die letzte Stufe des Übergangs der Blütenknospe von der Dunkelheit ins Licht darstellt. In der Blütenknospe herrschte Dunkelheit. Aus dieser Dunkelheit blühte sie langsam ins Licht. Ebenso ist dies unsere Reise der Blütezeit aus der Dunkelheit der niederen Emotionen in das Licht der reinen Liebe. Erst wenn wir dieses Endziel erreichen, erleben wir echte Freude und Erfüllung.
Meine Kinder, erlaubt nicht, dass die Sorgen und Schwierigkeiten des Jahres 2018 euch belasten. Erlaubt nicht, dass sie Hindernisse für den weiteren Verlauf eures Lebens sind. Seht die Schwierigkeiten des Jahres 2018 als das vorherige Kapitel des Buches des Lebens. Mögen meine Kinder in der Lage sein, diese Seiten umzublättern und 2019 als neues Kapitel zu beginnen. Mögen meine Kinder in der Lage sein, die Lehren von 2018 mit der richtigen Unterscheidungskraft aufzunehmen, ihre Fehler zu korrigieren und das Jahr 2019 schöner und voller Liebe zu gestalten. Mögen meine Kinder die Botschaft der Liebe und des Friedens in die Welt tragen. Möge der Paramatma meine Kinder segnen und ihr Leben mit Frieden, guter körperlicher Gesundheit, mentaler Stärke und Zufriedenheit erfüllen.